Workshop: Klasse — Strukturen & Personal
Workshopleitung: Dominik Hünniger (Deutsches Hafenmuseum, Hamburg) & Patricia Rahemipour (Institut für Museumsforschung, Berlin)
Museen reproduzieren soziale Ungleichheit nicht nur in ihren Ausstellungen oder Sammlungen und ihrer Vermittlungsarbeit, sondern sie sind als Arbeitsorte selbst Teil gesellschaftlicher Ungleichheit. Unterschiedliche Museumsberufe haben ganz verschiedene Zugangsvoraussetzungen, werden unterschiedlich bezahlt, wertgeschätzt und sichtbar gemacht. Ebenso arbeiten Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft und Berufsbiographien in allen Arten von Museumsberufen. Selten jedoch wird sowohl das Museum als durch Klassenverhältnisse geprägter Arbeitsort als auch die soziale Herkunft von Museumsmenschen thematisiert.
Im Workshop wollen wir uns zunächst die Klassenverhältnisse in Museen vor Augen führen und darüber in den Austausch treten, wie wir innerhalb unserer Museen Sensibilitäten für Klassenfragen schaffen. Schließlich wollen wir darüber sprechen, wie durch Allianzen mit Initiativen und Institutionen außerhalb der Museumswelt unsere Museen zu besseren Arbeitsorten gemacht werden können, die Menschen jedweden Hintergrunds offen stehen.
Wir freuen uns darauf, dass ihr eure Erfahrungen, eure Kreativität und euer Wissen mit uns teilt.
Workshop: Klasse – Vermitteln
Workshopleitung: Angela Jannelli & Susanne Gesser (beide Historisches Museum Frankfurt)
Wie wirkt Klassismus im Museum? Und was kann aus der Perspektive der Vermittlung getan werden, damit Museen (noch) freundlichere und einladendere Orten werden, an denen sich „alle“ willkommen und wohl fühlen. Kann ein Museum überhaupt „alle“ willkommen heißen? Oder sollte die Museumslandschaft besser auf Differenzierung setzen?
In dem Workshop laden wir dazu ein, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und sich auf einen fiktiven Museumsbesuch zu begeben. Wo beflügelt oder behindert uns unsere Herkunft? Welchen Schwellen begegnen wir? Welche Türen sind offen, angelehnt oder geschlossen? Welche Rolle spielen freundliche Gastgeber*innen, die uns an der Tür erwarten? Und wo begegnen wir unsichtbaren Türstehern, die uns den Zugang verwehren? Was brauchen wir in unserer Rolle, um uns sicher und willkommen zu fühlen?
Aus dem Museumsbesuch möchten wir konkrete Maßnahmen ableiten, die wir als Museumsmenschen ergreifen können, damit die Hindernisse, die Herkunft und Klasse in unseren Weg legen, überwunden, umschifft oder abgebaut werden können.
Workshop: Klasse – Sammeln
Workshopleitung: Nina Gorgus & Dorothee Linnemann (beide Historisches Museum Frankfurt)
Referent*innen: Stefan Müller (Archiv der sozialen Demokratie) & Johanna Sänger (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)
Das Historische Museum Frankfurt ist typisch für ein Museum seiner Zeit. Es ist als Universalmuseum gegründet worden; von Gemälden, völkerkundlichen und archäologischen Objekte bis hin zu Kunsthandwerk sollte alles gesammelt werden. Auch wenn sich die Schwerpunkte im Laufe der Zeit änderten, lag doch der Fokus fast immer auf den bürgerlichen Sammlungen. In den 1980er Jahren kam Alltagskultur als neuer Bereich hinzu
Mit dem soziologisch eng gefassten Begriff „Klasse“ standen im Historischen Museum Frankfurt in jüngerer Zeit Themen der Arbeiter*innengeschichte bis hin zur aktuellen Bankenkritik (Blockupy und Occupy z.B.), im Blickpunkt des Sammelns. Eine spezifisch auf die Frage sozialer Interessen, Zusammengehörigkeiten und Kämpfe gerichtete theoretische Durchdringung sowie praktische Leitidee des Sammelns von „Klassenobjekten“ ist aber bisher nicht erfolgt. Somit stellt der Workshop die Frage: Museum und Klasse – was heißt das eigentlich? Welche Bedeutung hat das für Sammelpraktiken? Warum, wie und warum gerade heute sollten wir das umsetzen?
Der Input in diesem Panel erfolgt im Format einer Gesprächsrunde. Wir diskutieren aus der Sicht der Stadtmuseen: mit der Kuratorin Johanna Sänger aus dem Stadtmuseum Leipzig mit Sammlungsgeschichte und Expertisen aus DDR und BRD, sowie mit Stefan Müller spezifisch auf die Klassenfrage ausgerichteten Archiven wie dem Archiv der Sozialen Bewegung. Um das Prozesshafte zu unterstreichen und viele unterschiedliche Perspektiven zu ermöglichen, gehen wir nach dem Input in ein World-Café.
Workshop: Klasse - Ausstellen
Workshopleitung: Joachim Baur (TU Dortmund / Die Exponauten) & Doreen Mölders (Historisches Museum Frankfurt)
Referent*innen: Alexander Renz & Imke Volkers (Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Berlin) und Anna-Lena Wenzel (freie Autorin und Vermittlerin, Berlin)
Ausstellungen werden oft als Schauseite und öffentliches Gesicht des Museums beschrieben. Was gibt es dort zu sehen, was geben sie preis? Perspektiven auf Klasse spielten zu verschiedenen Zeiten eine relevante Rolle im Ausstellen. Nach Jahren der De-Thematisierung wurden sie zuletzt in einigen Versuchen erneut in den Vordergrund gerückt.
Hier setzt der Workshop an: Mit Inputs aus den Ausstellungsprojekten “Klassenfragen – Kunst und ihre Produktionsbedingungen” (2022/23) und “Milieudinge - von Klasse und Geschmack” (2025/26) nähern wir uns Ansätzen, wie Ausstellungen Klasse und Klassismus repräsentieren (können). Zugleich fragen wir uns, welche Klassenpositionen im Ausstellen als kollektive Arbeit zusammenkommen und wie sie verhandelt werden.
Teilnehmende sind dazu aufgerufen, aus ihren fachlichen, institutionellen, aktivistischen und sonstigen Kontexten Ideen mitzubringen, wie Fragen von Klasse und Klassismus im Kontext von Ausstellungen thematisiert werden können. Neben den Inputs und ihrer Diskussion werden diese Ideen - vielleicht mögliche Projekte? - im Mittelpunkt unseres Austauschs stehen.