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In unserem Haus sind verschiedenste soziale und kulturelle Gruppen, Menschen mit unterschiedlichsten geistigen und körperlichen Voraussetzungen willkommen, sich mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft Frankfurts auseinanderzusetzen – spontan und selbständig und nicht nur im Rahmen spezieller Programme.

Das ist das Leitbild, auf das sich die Mitarbeiter*innen des Museums verständigt haben. Als „inklusives Museum“ verpflichtet sich das HMF noch stärker als bisher dem Ziel, mit seiner Ausstellungsgestaltung, seinem Programm und seiner Sammlung alle Bevölkerungsgruppen anzusprechen. Die Ausstellungen sind für die Besucher*innen gemacht und deren Bedürfnisse haben einen hohen Stellenwert. Das Museum hat mit seinen Planungen auf die 2009 in Kraft getretene UN-Behindertenrechtskonvention reagiert. Sie hat zum Ziel, vorhandene Barrieren in Gebäuden, öffentlichen Verkehrsmitteln und der Informationsvermittlung abzubauen, um allen Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Ganzheitlicher Inklusionsbegriff

Das Museum hat diese Forderungen einen Schritt weiter gedacht. Es geht von einem „ganzheitlichen Inklusionsbegriff“ als einem „universellen menschenrechtlichen Prinzip des sozialen Zusammenlebens“ (Gudrun Wansing, 2015) aus. Nicht nur Menschen mit speziellen Bedürfnissen (seien sie dauerhaft oder temporär) profitieren von der Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der vermittelten Inhalte, von ausreichend Sitzgelegenheiten, einem klaren Leitsystem, gut lesbaren und verständlichen Texten, von Angeboten, die alle Sinne ansprechen, von einem sensiblen Personal vor Ort oder einer barrierefrei aufbereiteten Website zur Vorbereitung des Museumsbesuchs – sondern alle Museumsbesucher*innen. Inklusive Angebote sind keine speziellen Angebote für Menschen mit Behinderung, das würde wiederum Ausgrenzung schaffen. Das Verständnis des HMF als „inklusives Museum“ ist vielmehr die Antwort auf die Heterogenität der Museumsbesucher*innen.

Inklusion mitdenken

Zahlreiche Elemente des neuen Museums sind durch zum Teil einfache Mittel für Menschen mit speziellen Bedürfnissen zugänglich – diese mussten nur „mitgedacht“ werden. Beispiele hierfür sind: die Ausstellungsmöbel wurden so gestaltet, dass sie zur besseren Betrachtung und Bedienung mit einem Rollstuhl unterfahrbar sind, ausreichend Sitzgelegenheiten wurden eingeplant, innerhalb der Ausstellung dient eine Beschilderung in prägnanter Schrift und Farbe als Orientierungshilfe, die Räume sind kontrastreich gestaltet. Medienstationen sind mit zwei übereinanderliegenden Lautsprechern (jeweils in Sitz- und Stehhöhe) ausgestattet und durch tastbare Buttons bzw. eine linsenförmige Ausfräsung in der Oberfläche des Touchscreens sowie durch eine erläuternde Ansage an den Audiostationen auch für Menschen mit Sehbehinderung zugänglich. Videostationen sind für Besucher*innen mit Hörbehinderung untertitelt (was auch Menschen zugutekommt, die Deutsch nur als Fremdsprache sprechen). Sogenannte „Hands-on-Stationen“ in den neuen Dauerausstellungen bieten ganzheitliche und/oder spielerische Zugänge oder Vertiefungsmöglichkeiten zu den Inhalten der Ausstellungen. Alle zentralen Ausstellungsinhalte werden hierbei multisensorisch vermittelt – es werden also immer mindestens zwei Sinne angesprochen.

Maßnahmen für blinde und sehbehinderte Museumsbesucher*innen

Blinde und sehbehinderte Besucher*innen sollen nicht nur an speziellen Vermittlungsangeboten teilnehmen, sondern auch spontan und auf Wunsch auch ohne Begleitperson das Museum besuchen können. Der ersten Orientierung durch den Gebäudekomplex dient daher ein Tastmodell am Fuß der Freitreppe unterhalb des Museumsplatzes. Dieses ist in ein Blindenleitsystem auf dem Boden eingebunden, welches bis zur Museumskasse führt. Beides erleichtert auch für sehende Besucher*innen die Orientierung. Im Inneren des Museums macht das mit dem Blindenstock tastbare Leitsystem die eigenständige Bewegung durch die Ausstellungsräume möglich. Das System aus Rippen und Noppen am Boden, ergänzt durch taktile Stockwerkspläne (Fertigstellung Frühjahr 2019) führt zu Objekten, die angefasst werden dürfen und zu speziell aufbereiteten Modellen.
Vom „Schöner-Globus“ von 1515, einem Highlight in der Sammlung des HMF, wurde ein Abguss in doppelter Größe angefertigt – betastbar, drehbar, mit kontrastreicher Farbgestaltung, mit Braille-Beschriftung und begleitendem Tastbuch. Darauf können alle Museumsbesucher*innen die zahlreichen spannenden Details dieses kulturgeschichtlich bedeutenden Exponates entdecken. Im Ausstellungsbereich "Geldstadt" wurden insgesamt zehn besondere Münzen aus der Sammlung für sehbehinderte Besucher*innen aufbereitet. Ein Tastmodell im Außenraum macht den Stauferhafen, eine bei den Bauarbeiten des Museumsneubaus gefundene mittelalterliche Kaimauer, sinnlich erfahrbar.
Für die Besucher*innen erfahr- und erlebbar werden all diese Elemente durch eine ganz besondere Tour auf dem Multimedia-Guide (derzeit noch in der Bearbeitung). Wählt man sie aus, folgt man einer dialogischen Führung von Museumskuratorin Anne Gemeinhardt und der blinden Museumsberaterin Annalena Knors. Hier wechseln sich Tracks zur Orientierung im Haus und inhaltliche Tracks zu den jeweiligen Stationen ab und ermöglichen den Besucher*innen einen möglichst selbständigen und genussvollen Besuch durch die Ausstellungen.

Media-Guide und persönliche Vermittlung

Der Media-Guide ist das wichtigste Werkzeug zur mobilen Vermittlung der Museumsinhalte an verschiedenste Zielgruppen. Aus jeweils ca. 20 einzelnen Museumsobjekten sind Touren erstellt worden, die zielgruppenspezifisch (Touristen, Frankfurter*innen, Familien) und/oder themenorientiert (z. B. Frankfurt im Nationalsozialismus, Migrationsgeschichte, Designgeschichte) durch das Museum leiten. Auch für Menschen mit einer Sinneseinschränkung gibt es multimediale Führungsangebote: eine ausführlich beschreibende Audioführung für Besucher*innen mit einer Sehbehinderung (derzeit noch in der Bearbeitung), eine Videoführung in Deutscher Gebärdensprache für Menschen mit Hörbehinderung und eine Tour in Leichter Sprache (die auch für Besucher*innen mit geringen Deutschkenntnissen geeignet sein kann). Eine ganz zentrale Bedeutung kommt der Entwicklung der Touren gemeinsam mit Expert*innen in eigener Sache zu.
Vermittlungsangebote von Menschen mit Behinderung eröffnen neue Horizonte für alle Besucher*innen. Im HMF soll es kein „exotisches“ Angebot sein, von einem blinden Guide durch die stadtgeschichtliche Ausstellung begleitet zu werden, sondern das gehört zum „normalen“ Vermittlungsangebot für ein heterogenes Museumspublikum.
Inklusion ist in unserem Haus als grundlegendes Prinzip festgelegt und verankert.

Kooperationspartner*innen

Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen e.V.
blista (Deutsche Blindenstudienanstalt) e.V., Marburg
Stabsstelle Inklusion der Stadt Frankfurt am Main
Frankfurter Stiftung für Gehörlose und Schwerhörige
Praunheimer Werkstätten GmbH
Netzwerk Inklusion Frankfurt
Literaturhaus Frankfurt
Lebenshilfe Frankfurt e.V.

Förderer des Projektes "Inklusives Museum"


Hessisches Ministerium für Soziales und Integration
Stadt Frankfurt am Main, Dezernat für Soziales, Senioren, Jugend und Recht
Rotary Frankfurt
Hessischer Museumsverband
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt 
Ursula Ströher Stiftung
Freunde & Förderer des Historischen Museums