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Zerschmolzener Glasklumpen

Was vom Zuhause bleibt: eine Schale, eine Tasse, geschmolzenes Glas. Während des Zweiten Weltkrieges wurden bei Luftangriffen viele Haushalte zerstört.

Um eine Zuckerschale und eine Tasse aus Porzellan ist Glas geflossen und hat sich mit dem Porzellan untrennbar verbunden. Der Glasklumpen ist ein Geschenk an das Museum und das Einzige, was von der elterlichen Wohnung des Schenkers nach dem Luftangriff am 12. September 1944 übrig blieb.

Während des Zweiten Weltkriegs gab es 14 Großangriffe, mehrere kleinere Bombardements sowie viele Tieffliegerangriffe und Störflüge auf Frankfurt. Dabei starben mehr als 6.000 Menschen. Der letzte Großangriff der britischen Royal Air Force auf Frankfurt fand am 12. September 1944 statt. Der nächtliche Angriff dauerte eine halbe Stunde. Es wurden wichtige Industrieanlagen und die Infrastruktur getroffen, aber auch das Krankenhaus Sachsenhausen und das Elisabethenkrankenhaus in Bockenheim. Die Opferzahl betrug mehr als 400 Personen. Noch wochenlang wurde nach Vermissten gesucht. Zwar hatten sich die Bewohner/innen Frankfurts schon beim ersten Voralarm um 22.22 Uhr in die Bunker und Luftschutzräume geflüchtet, doch auch in diesen war man nicht garantiert sicher. Der Bunker in der Bockenheimer Mühlgasse beispielsweise wurde von einer Mine getroffen, die eine Seitenwand zerstörte. Der Bunker war wohl ohne Eisenarmierung gebaut worden, da zu dieser Zeit die Eisenkontingente gesperrt waren. Allein dort gab es 172 Tote und 90 Schwerverletzte. Die Verzweiflung der Frankfurter und Frankfurterinnen, dass sie selbst in den Luftschutzeinrichtungen nicht sicher waren, fand ihren Ausdruck in Rufen wie „Nieder mit dem Krieg“ und „Schluss mit dem Krieg“. Weder die Polizei noch die NS-Partei schritten ein. Trotz dieses Vorfalls retteten das engmaschige Netz von öffentlichen und privaten Luftschutzräumen, die über die Stadt verteilten Bunker sowie das unterirdische Fluchtwegesystem in der Altstadt vielen Frankfurter/innen, und wahrscheinlich auch der Familie des Schenkers, das Leben.