



Das Miniaturenkabinet
Johann Ludwig Ernst fasste — wie er selbst schrieb — 1798 den folgenschweren Entschluss, zu seinem Vergnügen eine Sammlung von ihm gefertigter kleiner Kopien in verjüngtem Maßstab nach den besten Originalen berühmter Meister alter, mittlerer und neuerer Zeit zu sammeln und sie in drei tragbare Schränkchen zu ordnen. Bis zu seinem Tode 1821 schuf er für die Schränkchen über 150 Miniaturkopien; danach übernahm Johann Friedrich die Regie und fertigte seinerseits gut 50 Kopien, vom Enkel Carl stammt lediglich ein Bildchen. Der Schwerpunkt des Miniaturkabinetts liegt, was typisch ist für Frankfurt, bei den niederländischen Malern des Goldenen Zeitalters, den großen Vorbildern der Morgensterns und bei deren deutschen Nachfolgern des 17. und 18. Jahrhunderts. Eine besondere Vorliebe hegte die Malerfamilie für Landschafts und Genregemälde, zwei Gattungen, die in der niederländischen Kunst an Bedeutung gewonnen hatten. Eine dritte umfangreiche Gruppe bilden profane und sakrale Historiengemälde.
Carl Morgenstern (oder seine Mutter ) veräußerte das Miniaturkabinett 1857 vermutlich infolge von Geldnöten für 1.800 Gulden an den Frankfurter Kunsthändler Anton Baer. Dem Kronberger Kunsthändler Uwe Opper gelang es die Kabinette in England aufzuspüren, sie 1979/1980 von zwei verschiedenen Eigentümern zu erwerben und nach Frankfurt zurückzubringen. Das mittlere Kabinett kam in den Besitz des Bankhauses Gebrüder Bethmann, das es dem Goethe-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte. Die beiden äußeren Kabinette kaufte die Stadt Frankfurt für das HMF an.
Die Malerfamilie Morgenstern
Johann Ludwig Ernst Morgenstern (1738-1819) betätigte sich in Frankfurt vielfältig als Maler, Kopist und Restaurator, als Kunstagent und Händler. Nach der Lehre und den Wanderjahren ließ er sich 1772 endgültig in Frankfurt nieder. Das Frankfurter Bürgerrecht erlangte er 1776, lieferte sein Meisterstück im Rathaus ab und heiratete noch im selben Jahr Anna Maria Alleinz. Morgensterns eigenständiges Werk umfasst neben, an Rugendas und Wouwerman angelehnten, Schlachtengemälden und einigen Stadtveduten und Gefängnisinterieurs vor allem niederländisch beeinflusste Kirchenräume, auf die er sich spezialisiert hatte. Johann Friedrich Morgenstern (1777 - 1819) sollte sowohl als Künstler als auch als Restaurator in die Fußstapfen seines Vaters treten und sich überdies als Gutachter und Verfasser von Auktionskatalogen betätigen. Sein Werk umfasst eine Reihe an Landschaften aus der Umgebung von Frankfurt, vor allem aber Veduten und Gebäudeansichten seiner Vaterstadt. Der ebenfalls in Frankfurt geborene Enkel Carl Morgenstern (1811-1893) verwirklichte den Traum vieler deutscher Maler und besuchte von 1834 bis 1837 Italien, um dort die Kunst der Alten zu studieren. Er etablierte sich in Frankfurt als Landschaftsmaler, betätigte sich jedoch kaum noch als Restaurator.