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Öffentliche Verbrennung der englischen Waren auf dem Fischerfeld

Napoleon verordnete im Handelskrieg gegen England eine Wirtschaftsblockade, die Kontinentalsperre. Daraufhin wurden in Frankfurt englische Waren verbrannt.

Die Kontinentalsperre war eine von mehreren Waffen Napoleons im Kampf gegen England; sie hatte massive Auswirkungen auf die Wirtschaft der deutschen Staaten und insbesondere auf Frankfurt. Die Stadt gehörte seit 1806 zum sogenannten „Rheinbund“ und war in starkem Maße von Frankreich abhängig. Nachdem die englischen und die Kolonialwaren hauptsächlich durch Schmuggel auf den Markt kamen, wurde Frankfurt ein Zentrum dieses Handels. Daher beschlossen die Franzosen, der Stadt eine Lehre zu erteilen.

Im Oktober 1810 befanden sich in Frankfurt zu verzollende Kolonialwaren im Wert von 16 Millionen Gulden sowie englische Waren im Wert von 800.000 Gulden, die verbrannt werden sollten. Dies geschah im November 1810 auf dem Fischerfeld vor den Toren der Stadt. Durch Bestechung gelang es den Händlern, die zu vernichtenden englischen Waren größtenteils mit Gütern von geringerem Wert zu vertauschen.

Der Maler Johann Carl Wilck, der gerade mit Johann Friedrich Morgenstern an einem großen Panoramagemälde Frankfurts arbeitete, schuf zwei zusammengehörende Ölgemälde mit der „Verbrennung der englischen Waren“. Im Vordergrund des ersten Bildes verbrennen französische Soldaten die mit Karren herangeschafften Textilien. Auf dem zweiten Bild ziehen die Soldaten gerade ab und überlassen das Terrain der Menge, die versucht, die besten Stücke aus dem Feuer zu retten und dabei handfest aneinandergerät.

Beide Gemälde handeln vor allem von der Störung der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Ordnung. Man darf vermuten, dass Wilck sie nicht als reine Historienbilder verstanden wissen wollte. Vielmehr hielt er damit – nach dem Vorbild von William Hogarths (1697-1764) weitverbreiteten Kupferstichen mit zeitgenössischen moralischen Bilderzählungen – sowohl den kaltblütigen Franzosen wie den enthemmten Frankfurtern einen Spiegel vor.