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Rechneigrabenstr./ Langestr.

Das Bild zeigt den Hauseingang der Elternschule des Hospitals zum Heiligen Geist Rechneigrabenstraße/ Ecke Lange Straße
Der Schriftzug bedeutet: Verborgen

Meine sechs Arbeiten zum Thema „Stadt-Blicke rund um den Börneplatz“ setzen sich mit der Vergangenheit des Ortes in Korrespondenz mit dem heutigen Blick auf Straßenzüge, Gebäude und Personen auseinander.
In den Jahren 2001 bis 2011 habe ich selbst in der Mainstraße gewohnt, den Stadtbezirk beinahe täglich in seinen Facetten wahrgenommen. Der Bezirk südöstlich des Börneplatzes ist gekennzeichnet durch eine Bebauung aus den 1960er und 1970er Jahren. Besonders prägend sind die Gebäude der Mainova, der AOK, der Agentur für Arbeit, des SPD-Unterbezirks Frankfurt und der Unitarischen Freien Religionsgemeinde - umgeben von Mehrfamilienhäusern.
Während der Novemberpogrome wurden am 9. November 1938 die Frankfurter Synagogen zerstört, darunter die Synagoge am Börneplatz. Direkt neben der Synagoge lag der alte jüdische Friedhof. 1943 hatte man damit begonnen, die rund 6500 erhaltenen Grabsteine zu zerschlagen; gestoppt wurde die Zerstörung letztendlich von dem beginnenden Bombenkrieg, sodass bis heute rund 2500 der Grabsteine erhalten blieben.
In etwa 75 Luftangriffen wurde das Stadtgebiet Frankfurts im 2. Weltkrieg stark zerstört. Insbesondere die Luftangriffe vom 18. und 22. März 1944 machten wesentliche Teile der Bausubstanz zunichte, auch in dem Gebiet südlich und östlich des Börneplatzes.
Im Rahmen der Bauarbeiten für das Verwaltungsgebäude der Frankfurter Stadtwerke (heute Mainova) wurden 1987 19 Hausfundamente der ursprünglichen Judengasse und zwei Mikwen gefunden, was einen Konflikt um die Erhaltung der archäologischen Ausgrabungen auslöste. Auf Beschluss des Stadtparlamentes wurde schließlich ein kleines, öffentliches Museum im Gebäude der Stadtwerke eingerichtet. 1996 wurde die Gedenkstätte Börneplatz eröffnet, 2016 das neu gestaltete Museum Judengasse.
Insbesondere kleinere Synagogen, Betsäle und Lehrhäuser sind in Vergessenheit geraten. Zum überwiegenden Anteil dokumentieren lediglich die Akten der Entschädigungsbehörde die ehemalige Ausstattung der zerstörten Gebäude.
In dem Gebiet zwischen Börneplatz, Rechneigrabenstraße, Mainstraße, Schöne Aussicht und Lange Straße befanden sich mehrere kleine Synagogen, die in einem Aufsatz von Dorothee A.E. Sattler vom Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden vorgestellt werden:
- Niederhofheim’sche Synagoge und Russisch-Polnischer Betsaal (Rechneigrabenstraße 5)
- Von Rothschild’sche Synagoge / „Kippeschdub“ (Rechneigrabenstraße 18-20)
- Träub’sche Synagoge (Börneplatz 6/10)
- Synagogengesellschaft Linas Hazedek (Lange Straße 31)
- Synagoge Schützenstraße 2
Nach der Zerstörung der Synagogen wurde seitens der Entschädigungsbehörde ein sehr formaler Maßstab angelegt: Grundsätzlich nahm man an, dass Beschreibungen von Augenzeug*innen übertrieben seien. Dann spielte es eine Rolle, ob die Synagoge den Novemberpogromen zum Opfer gefallen war, zuvor aufgelöst worden war, oder ob spätere Kriegsangriffe für den Verfall verantwortlich waren.
Das beschriebene Stadtgebiet wurde fast komplett nach 1945 überbaut.
Ausgehend von meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Ort und den Kenntnissen über seine Vergangenheit habe ich mich ihm künstlerisch neu genähert.
Am Anfang standen mehrere Sketchwalks in dem Stadtbezirk, bei denen ich Situationen, Architektur und Atmosphäre in Skizzenheften festgehalten habe. Ich habe die Orte aufgesucht, die heute noch von der jüdischen Vergangenheit hier erzählen, d.h. das Museum Judengasse, den Jüdischen Friedhof Battonnstraße und – weiter entfernt, aber nicht wegzudenken in Erinnerung an den Börneplatz auch die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle, die an die Deportationen aus Frankfurt von 1941 bis 1945 erinnert.
Meine in den Skizzenheften festgehaltenen Eindrücke sind die sechs Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, eingeflossen.
Da die (Bild)dokumentation zum jüdischen Leben in dem Bezirk, namentlich zu den Deportationen vage ist, lege ich meinen Bildern verschwommene Hintergründe in Acryl zugrunde. Ich habe die Hintergründe mit Hilfe mir zur Verfügung stehenden Fotografien, historischen Stadtplänen und Texten entwickelt. Das Verschwommene ergibt sich aus Monotypien, die das Dargestellte nur erahnen lassen.
Darüber habe ich mit Tusche die heutigen Orte gezeichnet.

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