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Corona in der Pflege

Während der Pandemie (Ende 2019 bis Mitte 2022) habe ich als Pflegefachkraft in einem Wohnheim für mehrfach körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen mit 35 Bewohner*innen gearbeitet. Zuerst möchte ich die Situation der Bewohner*innen versuchen zu beschreiben, dann die der Pflegenden.
Für die Bewohner*innen war die erste Schutzmaßnahme, nämlich die eingeführte Mund-/Nasenmaske schlimm. Sie selber konnten sie nicht tragen, aber alle anderen. Und Masketragen bedeutet, dass die Mimik entfällt -ebenso das „von den Lippen-Ablesen“ bei Gehörlosen. Der nächste Schritt – und der war besonders einschneidend: Das absolute Besuchsverbot. Die beeinträchtigten Menschen, die sich nicht selbständig bewegen, die oft auch nicht sprechen können, durften keine Angehörigen, Freund*innen, keine Therapeut*innen (KG, Logopädie), einfach niemanden empfangen.
Und wenn jemand in der Wohngruppe sich Corona zugezogen hatte, fielen auch noch die gemeinsamen Mahlzeiten weg. Jeder wurde in sein Zimmer verbannt. Wie grauenvoll das sein mag für Menschen! Und dann liefen die Mitarbeiter*innen nicht nur mit Masken, sondern komplett vermummt herum – das heißt: keine Mimik und nur verkleidete Körpersprache. Wie gruselig!
Schlimm und sicherlich oft unverständlich für die Bewohner*innen waren auch immer wieder die Coronatests, sobald irgendwie der Verdacht auf Infektion auftauchte. Zur Belohnung für das Stillhalten und Erdulden gab es dann Schokolade… ein schwacher Trost.
Und auch für uns Pflegende waren es keine schönen Zeiten: Die Masken (erst selbstgenäht, dann FFP2) lassen einen nicht wirklich atmen. Bei Hitze ist es besonders schlimm und viele von uns hatten einen Ausschlag um den Mund herum und/oder an den Rändern der Maske. Dazu der tägliche Coronatest. Anfangs im Rachen und in der Nase (wobei man da oft das Gefühl hatte, dass der Watteträger bis zur Zirbeldrüse geschoben wurde). Später dann die Selbsttests „nur noch“ in der Nase, aber auch täglich.
Sehr belastend waren die Ausfälle durch erkrankte Kolleg*innen. Man war manchmal so dünn besetzt, dass es nur noch zum „Satt und Sauber“ reichte. Dann blieben die Bewohner*innen im Bett und wurden nicht in ihre Rollstühle gesetzt. Was das für sie bedeutet, kann man sich vielleicht vorstellen.
Falls die Frage auftaucht, warum wir mehrfach Corona-Fälle im Hause hatten, dann ist das leicht beantwortet. Die Bewohner*innen, die noch in den Werkstätten arbeiten können, sind auch immer mal wieder arbeiten gegangen – und kamen dann mit Corona heim. Mit der Folge der kompletten Isolierung und Vermummung.
Das einzig Positive, das es aus der Zeit zu berichten gibt: Alle sind immer wieder gesund geworden und wir haben niemanden verloren.

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