Das "Glückhafte Schiff"
Das „Neue Ratssilber“ drückte um 1900 das Selbstbewusstsein der wirtschaftlich erfolgreichen Stadt aus: durch Bezug auf die Tradition der Reichs- und Krönungsstadt.
Die meisten Prunkstücke des „Neuen Ratssilbers“ entstanden zwischen 1899 und 1912, in der Amtszeit des Oberbürgermeisters Franz Adickes (1890-1912). Mit ihren Stiftungen überboten sich die großbürgerlichen Familien und unterstützten dadurch auch das lokale Kunsthandwerk. Zahlreiche Stücke entwarf Ferdinand Luthmer, Professor an der 1879 gegründeten Kunstgewerbeschule. Nicht nur historische Tradition und Beständigkeit wurden dargestellt, sondern auch Industrialisierung, Kolonialismus und Nationalismus.
Hier sind vier von über 30 Stücken des „Neuen Ratssilbers“ zu sehen: Der Münzpokal wurde 1899 von Friedrich und Alfred von Neufville gestiftet. Er ist mit 67 Münzen der Kaiser des Alten Reichs verziert. Das große Trinkhorn wurde 1912 im Rahmen des 17. Deutschen Schützenfestes in Frankfurt von Richard und Emma von Passavant-Gontard gestiftet. Das Motiv des „schwarzen Sklaven“ steht ganz im Zeichen der kolonialistischen Begeisterung in Frankfurt. Der große Tafelaufsatz ist eine Stiftung der Familie Guiata. Er zeigt die Allegorie der Stadt Frankfurt mit Mauerkrone und dem Stadtwappen auf einem Schild sowie einem Palmzweig in der Hand als Symbol für die Friedensstadt. Das 1908 von Walter und Maximiliane vom Rath gestiftete „Glückhafte Schiff“ bezieht sich auf ein Gedicht des Renaissance-Satirikers Johannes Fischart, das die Bedeutung der Schifffahrt und des bürgerlichen Fleißes für den Handel preist.