Zum Inhalt Zum Hauptmenü Zur Suche Zum Footer

Thomas Ganter: Man with a Plaid Blanket und andere Perspektiven auf das Leben ohne Wohnung

22.6. bis 8.10.2017 im HMF
Ausgangspunkt für die kleine Ausstellung  im 13. Sammlerraum ist der Erwerb des Gemäldes „Man with a Plaid Blanket“ des Frankfurter Malers Thomas Ganter. Das fast lebensgroße Porträt zeigt den Frankfurter Karel Strnad. Damit gewann Ganter 2014 den British Portrait Award. Es erinnert in seinem Aufbau und seiner Farbigkeit an mittelalterliche Heiligenbilder. Über vier Monate und in vielen Sitzungen mit dem Portraitierten entstand das Gemälde. Im Mittelpunkt steht der Mensch, dem Respekt gebührt.

Der Ankauf des Gemäldes wird zum Anlass genommen, Wohnungslosigkeit in Frankfurt zu thematisieren. Fotografien von Abisag Tüllmann (1935-1996) zur Obdachlosigkeit erweitern die Perspektive um Alltagssituationen. Die Innenperspektive bietet das Projekt  „Wohnen aus der Sicht von Wohnungslosen“, das in Zusammenarbeit mit dem Howard-Philipps-Haus für das Stadtlabor unterwegs 2016 entstanden ist.
Die bekannte Frankfurter Fotografin Abisag Tüllmann, die in den 1970er Jahren u.a. den Frankfurter Häuserkampf und ihre Protagonist*innen mit der Kamera begleitete, setzt sich Ende der 1980er mit dem Thema der Obdachlosigkeit und der „Unbehaustheit des Menschen“ in Frankfurt auseinander. Zu dieser Zeit hatten umfangreiche Privatisierungsprozesse von Wohnraum und öffentlichen Räumen die Stadt geprägt. Die Fotografien zeigen die alltäglichen Praktiken des Lebens im öffentlichen Raum. Wichtig sind der Fotografin das Hinsehen und die Bewahrung von Individualität und Intimität der Betroffenen. Den alltäglichen Demütigungen setzt sie eine humanistische Haltung entgegen.


Die Werke eines Malers und einer Fotografin werden um eine weitere Perspektive erweitert. Ehemals wohnungslose Männer haben diejenigen Orte mit dem Fotoapparat dokumentiert, die für sie während der wohnungslosen Zeit wichtig waren. Die Fotografien wurden durch individuelle Beschreibungen ergänzt, die im Gespräch mit Mitarbeiter*innen des Howard-Philipps-Hauses entstanden sind. Somit werden zwei Blicke von außen durch Innenansichten ergänzt. Die Menschen stellen sich durch Wort und Bild selber dar.
Gemeinsam ist allen drei Projekten, dass die Künstler und Projektbeteiligten über einen langen Zeitraum Kontakt und Vertrauen zu den wohnungslosen Menschen aufgebaut haben, bevor sie sie gemalt, fotografiert oder sich selber haben darstellen lassen.
Die Werke zeigen drei unterschiedliche Standpunkte, sich mit dem Thema der Wohnungslosigkeit auseinanderzusetzen. Die Perspektive variiert dabei zwischen künstlerischen und dokumentarischen Positionen.