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30. April 2026 – 31. Januar 2027
Ausstellungshaus, Ebene 0

Globale Ereignisse im Spiegel Frankfurter Finanzobjekte

Lässt sich aus einer Münze die Welt erklären? Aber sicher! In der Ausstellung „Die Welt im Geld“ im Historischen Museum Frankfurt lässt sich Frankfurt ganz neu entdecken als Knotenpunkt weltweiter Verflechtungen von der Antike bis in die Gegenwart. So wird Globalgeschichte durch das Schlüsselloch finanzgeschichtlicher Objekte innovativ, materiell greifbar und gleichzeitig überraschend neu erfahrbar. Geschichte wird nicht als menschliche Fortschrittserzählung, sondern als vielschichtige weltweite Verflechtungsgeschichte begreifbar.

Der Zusammenhang lokaler Ereignisse mit globalen mPhänomenen zeigt sich durch Frankfurter Sammlungsobjekte: So erzählt eine Kreditkarte etwas über die Ökobewegung der 1970er Jahre, eine Aktie zeigt uns die Zusammenhänge kolonialer Märkte des 19. Jahrhunderts oder eine Medaille die weltweiten Folgen eines indonesischen Vulkanausbruchs. Koloniale Expansion, Krieg, Migration oder Klimakatastrophen fließen in die Betrachtungen ebenso ein wie technologische Innovationen und kultureller Wandel. Der Plural „GlobalisierungEN“ ist dabei bewusst gewählt – denn die Geschichte verläuft nicht einheitlich, sondern in überlappenden Bewegungen. Mit einem Schwerpunkt auf der Frankfurter Sammlung numismatischer Objekte nutzt die Ausstellung das Potenzial materieller Kultur für die historische Vermittlung. Der bewusste Perspektivwechsel – vom Objekt zum globalen Zusammenhang und zurück – ermöglicht unerwartete Einsichten in wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen.

Am Beispiel einer Frankfurter Teuerungsmedaille aus dem Jahr 1817 lässt sich der Reiz der Ausstellung gut verdeutlichen: Auf der Rückseite der Medaille ist vermerkt, wie teuer die Preise für Getreide und andere Lebensmittel waren. So weit, so unverdächtig. Hintergrund zu diesem Jahr des Hungers 1817 war allerdings ein Vulkanausbruch auf Indonesien zwei Jahre zuvor. Die enorme Aschewolke, die der Vulkan ausstieß, verdeckte die Nordhalbkugel langfristig, sorgte für nasse Bedingungen und zerstörte 1816 durch vermehrte Unwetter großflächig die Ernten.

Viele Mythen, aber auch handfeste Theorien ranken sich um dieses historische Weltereignis und werden mit ihm in Zusammenhang gebracht. So könnte es sein, dass aufgrund des zerstörten Getreides mehr Pferde geschlachtet wurden, was die Durchsetzung des Fahrrads beschleunigte. Möglicherweise lässt sich auch die Geburt Frankensteins auf das globale Wetterereignis zurückführen, denn Mary Shelley war während einer Reise in die Schweiz wegen der nassen Wetterbedingungen dazu gezwungen viel Zeit drinnen zu verbringen. Zum Zeitvertreib schrieb sie Horrorgeschichten, darunter Frankenstein. Auch die dramatischen Sonnenuntergänge in den Bildern der Biedermeier-Zeit lassen sich vielleicht auf die Aschepartikel des Vulkanausbruchs, die noch Jahrzehnte in der Umluft blieben, zurückführen.

Diese und weitere Zusammenhänge lassen sich durch einen tiefen Blick in die Objekte entdecken und offenbaren die Verflechtungen der Welt – auch schon weit vor einer Zeit, die wir heute als „Globalisierung“ verstehen. “Die Welt im Geld“ verbindet auf den ersten Blick vielleicht unscheinbare Objekte mit spannenden Kontexten, Geschichte mit Gegenwart – und Frankfurt mit der Welt. Eine Einladung zum Staunen, Hinterfragen und Neudenken.


Kuratorinnen:
Christina Bach, Yi Liu

Kuratorische Assistenz:
Melda Demir, Bennet Keller

Fördererung:
Frankfurter Sparkasse
Stabstelle Inklusion


Kooperationen:
Goethe Universität Frankfurt
Deutsche Bundesbank
Historisches Archiv der Commerzbank

Die Welt im Geld